Er ist der wichtigste Mann im Hintergrund des WBV-Pokals: Michael Bolg, WBV-Pokalspielleiter und Losfee.
Der 52-jährige aus Aachen wacht seit fast 20 Jahren über unzählige Papierschnipsel mit Vereinsnamen und Kugeln, damit bei den Auslosungen alles rund läuft.
Doch jetzt hat die Künstliche Intelligenz die Finger im Spiel.
Sag mal, wie lange bist du eigentlich schon die Losfee des WBV-Pokals?
Schon eine ganze Weile. Ich schaue mal nach … ja, hier habe ich es. Meine erste Pokalsaison war 2008/2009. Ich bin also schon fast ein „Urgestein“ hier.
Und wie bist du zu dem Job gekommen?
Über Lothar Drewniok. Wir kannten uns aus dem Basketballkreis Aachen. Er wusste, welche Aufgaben ich dort und auch im Jugendbereich des WBV übernommen hatte. Als der damalige Pokalspielleiter nicht mehr zur Verfügung stand, hat Lothar mich gefragt, ob ich mir die Aufgabe zutraue. Und so habe ich übernommen.
Wenn Lothar fragt, kann man ja schlecht Nein sagen, oder?
(lacht) Stimmt. Aber ich mache es ja auch gern. Es ist Ehrenamt, und natürlich ist nicht immer alles einfach. Trotzdem mag ich den Austausch mit den Vereinen sehr. Der Pokal hat seinen eigenen Reiz – vor allem, wenn kleinere Vereine plötzlich gegen Regionalligisten spielen. Auch wenn sie wissen, dass sie wohl verlieren werden, freuen sie sich auf das große Los. Das ist im Basketball ähnlich wie im Fußball: Es geht nicht ums Geld, sondern um besondere Momente.
Ich stelle mir vor, wie du zu Hause an deiner Lostrommel stehst und die Kugeln ziehst. Stimmt das?
So fast, allerdings nicht in der ersten Runde. Da hätten wir sonst enorm viele Kugeln gebraucht: 128 allein bei den Herren. Ich habe damals die Lose ausgedruckt, ausgeschnitten, zerknüllt und mit der Familie gezogen.
Wer gehört zu deiner „Zieh-Familie“, gibt es da auch den berühmten Notar, der alle kontrolliert?
Momentan meist mein Sohn. Einen Rechtsbeistand hatten wir noch nie – das läuft auf Vertrauensbasis. Ab dem Achtel- oder Viertelfinale findet die Auslosung dann öffentlich statt, meist bei einem Verein, der noch im Wettbewerb ist.
Jetzt gibt es aber keine Kugeln mehr – die KI hat übernommen?
Nicht vollständig, aber für die ersten Runden nutze ich ein KI-gestütztes Tool. Das spart Zeit und Papier – Stichwort Nachhaltigkeit. Ich gebe zur Auslosung nicht die Vereinsnamen ein, sondern nur die Vereinskennziffern, um den Datenschutz zu wahren. Das System lost dann Paarungen zu. Der ganze Vorgang dauert nur ein paar Sekunden. Das Ergebnis wird mir übersichtlich angezeigt, und ich übertrage es in meine Datei.
Aber geht da nicht ein bisschen Tradition verloren?
Nur ein bisschen. Die späteren Runden werden weiterhin klassisch gezogen – öffentlich, mit Vereinen, teilweise sogar mit Livestream. Das soll auch so bleiben. Es geht ja auch um das Erlebnis.
Sieht man dich denn nochmal mit Lostrommel und Kugeln?
Bestimmt. Wenn die Auslosung nicht zu weit weg ist. Ich war schon in Grevenbroich und Köln dabei. Wichtig ist mir, dass ich nicht im Mittelpunkt stehe. Es dürfen gern Vereinsmitglieder oder Schiedsrichter die Lose ziehen.
Wie lange bleibst du uns als Pokalspielleiter erhalten?
Solange man mich möchte – und solange es mir Spaß macht. Das ist mein Motto. Manchmal ist es stressig, etwa wie nun rund um den Totensonntag oder bei großen Distanzen zwischen Vereinen. Aber der Pokal macht mir Freude. Ich freue mich besonders über das neue Final-Four-Format und hoffe, dass wir dieses etablieren können. Es gibt Ideen, wie wir den Pokal noch attraktiver machen können, und darüber bin ich auch im Austausch mit Uwe und Lothar. Veränderungen machen mir Spaß, und ich möchte weiterhin dabei sein.
Das Interview führte nicht KI, sondern WBV-Pressesprecher Rüdiger Tillmann.




